Rheumatoide Arthritis: MTX senkt Blutdruck
Mehrere hunderttausend Menschen leiden hierzulande an rheumatoider Arthritis. Der Leidensdruck der Betroffenen ist groß. Zur Behandlung kommt neben Glucocorticoiden mitunter auch Methotrexat (MTX) ins Spiel – mit ungeahnten Nebeneffekten. So senkt MTX den Blutdruck und könnte das Herz schützen.
MTX gehört zu den Zytostatika und besitzt entzündungshemmende, immunsuppressive sowie antineoplastische Eigenschaften. Der Wirkstoff hemmt kompetitiv die Dihydrofolsäure-Reduktase. Als Folge wird ebenfalls die Synthese von DNA und RNA gehemmt, was die Vermehrung von Tumorzellen verhindert. Anwendung findet MTX unter anderem bei onkologischen Erkrankungen wie der akuten lymphatischen Leukämie sowie bei rheumatoider Arthritis und schweren Formen von Psoriasis vulgaris. Je nach Indikation kommt es dabei auf die korrekte Dosierung an.
In der Behandlung von rheumatischen Erkrankungen kann das Zytostatikum jedoch nicht nur dazu beitragen, die entsprechenden Beschwerden, allem voran Schmerzen, zu lindern, sondern hat einen weiteren positiven Effekt. Demnach senkt MTX den Blutdruck bei Patient:innen mit rheumatoider Arthritis und verringert möglicherweise das Risiko einer Herzerkrankung.
Übrigens: Bei der Behandlung der rheumatoiden Arthritis wird zusätzlich eine wöchentliche Einnahme eines Folsäurepräparates empfohlen, um die MTX-bedingten Nebenwirkungen zu reduzieren.
MTX als Herzschutz?
Bei rheumatoider Arthritis (RA) handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Innenhaut der Gelenke. Das Immunsystem greift körpereigenes Gewebe an, genau richten sich Antikörper gegen die Gelenkknorpel. Die Erkrankung zeigt einen progredienten, schubweisen Verlauf und ist oftmals mit starken Schmerzen verbunden, gegen die unter anderem MTX zum Einsatz kommt. Doch nicht nur die Gelenke sind von den Entzündungsreaktionen betroffen, sondern auch die Arterienwände, wodurch das kardiovaskuläre Risiko steigt.
Und genau hier soll das Zytostatikum einen positiven Effekt zeigen und dazu beitragen, die Gefahr einzudämmen. Denn MTX „senkt den Blutdruck und verringert möglicherweise das Risiko einer Herzerkrankung bei Menschen mit dieser Erkrankung.“ Das fanden Forschende der Flinders Universität in Adelaide (Australien) in einer kleinen Untersuchung an betroffenen Patient:innen heraus.
MTX senkt Blutdruck deutlich
Die Teilnehmenden litten alle unter RA und waren bisher unbehandelt. Ein Teil von ihnen erhielt MTX, der Rest den Wirkstoff Sulfasalazin. Jeweils einen Monat sowie sechs Monate nach Therapiebeginn wurden der Blutdruck gemessen und die „Steifigkeit“ der Arterien überprüft.
Nach einem Monat senkte MTX den systolischen Blutdruck um knapp 5 mmHg, nach sechs Monaten waren es sogar 7,4 mmHg. Und dies kann früheren Studien das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt und Co. deutlich verringern.
„Interessanterweise schien dieser Nutzen nicht mit Veränderungen der Arthritissymptome oder der Arteriensteifigkeit verbunden zu sein. Dies lässt darauf schließen, dass es dem Herzen auf andere Weise helfen könnte, beispielsweise durch die Linderung von Entzündungen oder die Verbesserung der Funktion der Blutgefäße“, heißt es in einer Mitteilung. Der genaue Wirkmechanismus von MTX auf den Blutdruck ist somit bisher nicht klar. Doch deutlich wurde ebenfalls, dass Patient:innen mit bestimmten Genvariationen besonders von der Blutdrucksenkung profitierten.
Die Forschenden sehen in ihren Ergebnissen einen großen Fortschritt in der Behandlung von Menschen mit rheumatoider Arthritis, auch wenn weitere Forschung zur Bestätigung nötig ist.
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