Estradiol: Östrogen als Nierenschutz
Schätzungsweise jede/r Zehnte leidet hierzulande an einer Nierenerkrankung – Tendenz steigend. Doch dabei zeigen sich oft deutliche Unterschiede, und zwar abhängig vom Geschlecht. Denn Frauen sind offenbar weniger anfällig. Der Grund: die Hormone. Genau soll das Östrogen Estradiol bei ihnen als Nierenschutz dienen.
Estradiol ist ein Sexualhormon aus der Gruppe der Östrogene. Die Bildung erfolgt unter dem Einfluss des follikelstimulierenden Hormons (FSH), unter anderem im Gelbkörper, aber auch in der Nebennierenrinde. Das Hormon kurbelt unter anderem das Wachstum des Uterus und des Endometriums an, ist für die Ausbildung der sekundären weiblichen Geschlechtsmerkmale verantwortlich und hat Einfluss auf die Zusammensetzung des Zervixschleims. Synthetisches Estradiol kommt beispielsweise im Rahmen einer Hormonersatztherapie bei Patientinnen mit Östrogenmangel zum Einsatz.
Außerdem wird Estradiol ein schützender Effekt auf die Herz- sowie Knochengesundheit zugesprochen. Damit nicht genug. Denn das Östrogen soll bei Frauen auch als Nierenschutz fungieren.
Übrigens: Auch Männer produzieren in geringen Mengen Estradiol in den Hoden.
Nierenschutz: Estradiol bewahrt vor Zellschäden
Wie ein Forscherteam aus Dresden und Heidelberg herausgefunden hat, sind Nierenerkrankungen bei Männern und Frauen unterschiedlich ausgeprägt – entscheidend dafür ist das Hormon Östrogen. Genau hat Estradiol einen wichtigen Einfluss und nimmt bei weiblichen Patientinnen eine Art Schutzfunktion ein. „Östrogen schützt Nieren“, heißt es daher in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
Den Grund dafür sehen die Expert:innen darin, dass das Östrogen die Nieren vor Schäden durch die sogenannte Ferroptose schützt. Dabei greift freies Eisen die Zellen der feinen Nierenkanälchen an. Doch Estradiol trägt zum einen dazu bei, schädliche Stoffwechselprodukte (Radikale) in den Nierenzellen abzufangen und aktiviert zum anderen bestimmte Gene, die die Zellwände stabilisieren und weitere Schäden abwehren. Männer sind dagegen anfälliger in Bezug auf Ferroptose.
Anhand von Untersuchungen mit menschlichen Zellen und Mäusen wurde dies bestätigt. „Diese Erkenntnisse unterstreichen einmal mehr die Bedeutung der Geschlechtshormone für vielfältigste Prozesse im Körper“, so die Forschenden. Umso wichtiger sei es, ihre Wirkweise noch besser zu verstehen, um künftig wirksame Therapien für Menschen mit Nierenerkrankungen zu entwickeln und diese noch gezielter und frühzeitig zu behandeln.
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