Monatlich statt täglich: Neue orale PrEP?
Zum Schutz vor einer Ansteckung mit HIV findet die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) mit der Wirkstoffkombination Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil Anwendung. Als Alternative könnte nun ein weiterer Wirkstoff ins Spiel kommen, der als PrEP nur monatlich statt täglich eingenommen werden muss.
Knapp 100.000 Menschen leben hierzulande mit einer HIV-Infektion. Jährlich kommen mitunter mehrere tausend Neuinfektionen hinzu. Um sich davor zu schützen, ist die Wirkstoffkombi Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil als PrEP zugelassen. Diese wird von zehntausenden Patient:innen genutzt und seit 2019 gemäß Terminservice- und Versorgungsgesetz auch von den Kassen gezahlt, und zwar für gesetzlich Versicherte ab 16 Jahren, die ein erhöhtes Risiko für eine HIV-Infektion haben, darunter Partner:innen von HIV-Patient:innen, homosexuelle Männer, die Sex ohne Kondom haben/hatten.
Für eine ausreichende Wirksamkeit der PrEP ist die korrekte Einnahme entscheidend. Diese sollte regelmäßig – einmal täglich eine Tablette – erfolgen. Weil dies jedoch die Therapietreue gefährden kann und eine Depot-Spritze mit Cabotegravir bisher die einzige zugelassene Alternative für eine langwirksame PrEP darstellt, bringen Forschende nun eine weitere Option ins Spiel: eine neue PrEP zur monatlichen Einnahme.
PrEP zur monatlichen Einnahme sicher und verträglich
Enthalten ist ein oraler Nukleosid Reverse Transcriptase Translocationsinhibitor (NRTTI), dessen Gehalt im Blut schnell ansteigen und somit zu einem Schutz vor einer HIV-Infektion führen soll. In einer Phase-II-Studie mit mehr als 300 Patient:innen zeigte das Präparat MK-8527 (MSD) demnach eine gute Verträglichkeit und hohe Sicherheit.
Genau wurden 350 Erwachsene zwischen 18 und 65 Jahren über einen Zeitraum von sechs Monaten entweder mit einem Placebo oder der potenziellen neuen PrEP in einer Dosierung von 3 mg, 6 mg oder 12 mg behandelt. An den Tagen 1 und 2 sowie Woche 20 nach Behandlungsbeginn wurden die jeweiligen Plasmaspiegel im Blut gemessen. Dabei zeigte sich: Der Wert von MK-8527-Triphosphat (TP), der aktiven Form des Wirkstoffs, stieg zügig an. „Möglicherweise schützt MK-8527 bereits nach einer Stunde. Sicher ist, dass die Wirkung sehr schnell einsetzt“, heißt es von dem internationalen Forschungsteam. Hinzukommt, dass die Wirkung auch nach 20 Wochen anhielt. Festgestellte Nebenwirkungen fielen ähnlich zu denen unter Placebo aus.
Nun sollen weitere, notwendige Phase-III-Studien erfolgen, bevor eine Zulassung beantragt wird. Darin soll auch ein direkter Vergleich zwischen der täglichen Einnahme einer PrEP vorgenommen werden. Expert:innen sehen die monatliche Einnahme von MK-8527 jedoch bereits als vielversprechende Alternative für die tägliche PrEP. Hinzukommt, dass bereits die Möglichkeit einer Sechs-Monats-Dosis überprüft werde.
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