Cannabis: CBD verdreifacht Leberwerte
Immer wieder wird über den Konsum von Cannabis diskutiert – sowohl zu medizinischen als auch zu Genusszwecken. Denn es drohen Gefahren. Nun zeigt sich: Das enthaltene Cannabidiol (CBD) kann die Leberwerte verdreifachen.
Seit mehr als einem Jahr gilt die Teil-Legalisierung von Cannabis. Damit kann Medizinalcannabis wie Arzneimittel auf einem regulären Rezept verordnet werden. Mehr noch: Auch der Konsum, Besitz und Anbau zu Genusszwecken sind unter gewissen Voraussetzungen erlaubt. Doch es ist Vorsicht geboten. Denn durch das enthaltene CBD können die Leberwerte verdreifacht werden. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung bei mehreren hundert Patient:innen.
Zur Erinnerung: CBD besitzt im Gegensatz zu Tetrahydrocannabinol (THC) keine berauschenden Eigenschaften, auch wenn die Wirkung über das körpereigene Endocannabinoidsystem (ECS) entfaltet wird. Anwendung findet CBD unter anderem zur Behandlung von Angststörungen, Schmerzen, Appetitlosigkeit oder Epilepsie. CBD-haltige Produkte, die zum Verzehr bestimmt sind, sind im Novel Food-Status-Katalog der Europäischen Kommission und der Mitgliedstaaten aufgeführt und müssen als neuartige Lebensmittel zugelassen werden.
CBD: Leberwerte im Schnitt verdreifacht
In einer randomisierten, placebokontrollierten Studie hat ein Team der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) untersucht, welchen Einfluss CBD auf die Gesundheit – genau die Lebergesundheit – hat. Dabei zeigte sich: Der Konsum kann zu erhöhten Leberenzymwerten führen. Nahmen Teilnehmende demnach über einen Zeitraum von vier Wochen zweimal täglich 2,5 mg/kg (CBD) zu sich, fielen ihre Alanin-Aminotransferase (ALT)-Werte im Schnitt um das Dreifache höher aus als bei denjenigen, die kein CBD konsumierten. Als Spitzenwert konnte ein 10-fach erhöhter ALT-Wert festgestellt werden.
Dabei handelt es sich um substratspezifische Leberenzyme, die die Übertragung von Aminogruppen, genau die Übertragung von Aminosäuren auf α-Ketosäuren, (Transaminierung) katalysieren. Sie kommen in der Regel intrazellulär vor, oftmals vermehrt in den Leberzellen. Kommt es zu Schädigungen der Leberzellen, gelangen die Transaminasen verstärkt ins Blut.
Frauen waren dabei häufiger betroffen als Männer. In der Regel blieb die Erhöhung der Leberwerte jedoch ohne Symptome, eine Eosinophilie wurde nur bei wenigen Patient:innen beobachtet. Hinzukommt, dass sich die gesteigerten Werte erst nach rund drei Wochen erkennen ließen und nach dem Absetzen von CBD wieder normalisierten.
Daher warnen die Autor:innen vor möglichen unentdeckten Leberschäden durch CBD-Konsum und fordern eine routinemäßige klinische Überwachung. Denn das Risiko könnte bei Patient:innen mit Vorerkrankungen und/oder unter medikamentöser Behandlung noch höher ausfallen. Mögliche Langzeitfolgen müssen jedoch noch weiter untersucht werden.
Medizinalcannabis vs. Konsumcannabis
Medizinalcannabis enthält unterschiedliche prozentuale Verhältnisse von THC und CBD. Die Anwendung erfolgt nach ärztlicher Verschreibung und wird entsprechend therapeutisch begleitet.
Konsumcannabis enthält kaum CBD, sondern fast nur THC. CBD-haltige Lebensmittel bedürfen einer Zulassung als neuartige Lebensmittel. Da diese laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit bisher nicht erfolgt ist, sind derartige Erzeugnisse nicht verkehrsfähig.
Mehr aus dieser Kategorie
Besser keine Betablocker für Frauen?
Betablocker gehören zu den meistverordneten Wirkstoffen. Sollen diese zur Behandlung nach einem Herzinfarkt eingesetzt werden, um Herzrhythmusstörungen und Komplikationen vorzubeugen, …
Rezeptur 1×1: Bisoprololfumarat-Lösung
Ob Wirkstoffe, Zubereitung oder Wechselwirkungen – nicht nur bei der Beratung im HV, sondern auch in der Rezeptur ist dein …
Isoniazid: Schwere Hautreaktionen unter Tuberkulose-Antibiotikum
Erkranken Patient:innen an Tuberkulose, gehören Isoniazid-haltige Arzneimittel zu den wichtigsten Behandlungsoptionen. Doch keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Genau müssen Patient:innen vor …