Kohle bei Durchfall nur „wenig geeignet“
Sommerzeit ist Urlaubszeit. Zeit, einen Blick in die Reiseapotheke zu werfen. Mitunter darf ein Mittel gegen Durchfall nicht fehlen. Welches empfohlen werden kann, hat Stiftung Warentest bewertet. Achtung, Spoiler: Kohle ist nur wenig geeignet.
Die Ursachen für Durchfälle sind vielfältig. Mögliche Auslöser können Viren, Bakterien, Arzneimittel, Stress, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen sein. Akute Durchfälle, wie sie im Urlaub auftreten können, haben in der Regel eine infektiöse Ursache. Sie treten meist innerhalb weniger Stunden nach Kontakt mit dem pathogenen Keim auf. Bekannte Erreger sind Escherichia coli, Salmonellen sowie Noro- und Rotaviren.
Linderung bei akutem Durchfall kommt aus der Apotheke. 19 Präparate hat Stiftung Warentest mit Blick auf die Studienlage zu Nutzen und Risiken bewertet. Das Ergebnis: Kohle ist nur „wenig geeignet“. Denn: die Wirksamkeit von Aktivkohle-haltigen Präparaten ist „nicht ausreichend nachgewiesen.“ Neun Mittel sind jedoch laut Warentest geeignet – darunter Elektrolyte und Loperamid-haltige Arzneimittel.
Mittel der ersten Wahl sollten stets Elektrolytlösungen sein. Sie sind in verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich und können einer Dehydratation entgegenwirken. Das Pulver wird in Wasser eingerührt und getrunken. Säuglinge und Kleinkinder können innerhalb von 24 Stunden drei bis fünf Beutel zu sich nehmen. Die Lösungen können den Wasser-, Mineralstoff-, Salz- und Glukosehaushalt aufrechterhalten, aber nicht die Dauer des Durchfalls beeinflussen.
Der Motilitätshemmer Loperamid kann ab einem Alter von zwölf Jahren kurzfristig – maximal zwei Tage – eingesetzt werden. Die Anfangsdosis liegt bei 4 mg, maximal sind 12 mg täglich möglich. Aber Vorsicht: Der Wirkstoff bindet an die Opioidrezeptoren der Darmwand und senkt die Peristaltik. Somit können pathogene Keime länger im Darm verbleiben.
Racecadotril und Hefe sind laut Testergebnis nur mit Einschränkung geeignet. Der Sekretionshemmer Racecadortil dient der symptomatischen Behandlung von akuten Durchfällen. Racecadotril kann die Hypersekretion vermindern, ohne die basale Sekretion zu beeinflussen. Der Arzneistoff wirkt ausschließlich im Darm antisekretorisch, ohne die Darmpassage zu beeinflussen oder einen Blähbauch zu verursachen. Allerdings sei der therapeutische Stellenwert des Wirkstoffes noch nicht abschließend bestimmt.
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