Adexa: Apothekenteams sind „überlastet, aber unterbezahlt“
Seit Jahren wurde das Apothekenhonorar nicht angehoben. Der politische Wille ist da, aber passiert ist bislang nichts. Und das, obwohl die Apotheken eine zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung spielen. Die Gehälter spiegeln nicht die Verantwortung wider. „Überlastet, aber unterbezahlt“, mahnt die Adexa. Es ist höchste Zeit für eine faire Vergütung öffentlicher Apotheken.
Die Gehälter in den Apotheken liegen an der Grenze zum Mindestlohn. PKA arbeiten knapp über dem Mindestlohnniveau. Im Tarifbereich des Arbeitgeberverbandes Deutscher Apotheken (ADA) liegt das Bruttogehalt für PKA im ersten Berufsjahr bei 2.306 Euro – das entspricht einem Stundenlohn von etwa 13,64 Euro – der gesetzliche Mindestlohn liegt aktuell bei 12,82 Euro. Ab dem kommenden Jahr gibt es rund 1 Euro mehr pro Stunde. Aufgrund der mit dem ADA für 2026 vereinbarten Tariferhöhung um 3,0 Prozent, werden die PKA-Berufsanfängerinnen nur noch um 15 Cent über dem gesetzlichen Mindestlohn liegen. Auch PTA arbeiten nur knapp über dem Mindestlohn. Sie erhalten im ersten Berufsjahr monatlich 2.569 Euro brutto, was einem Stundenlohn von rund 15,20 Euro entspricht.
„Angesichts steigender Lebenshaltungskosten und der jetzt absehbaren Anhebung des Mindestlohns auf 13,90 Euro ab Januar 2026 und auf 14,60 Euro zum Jahresbeginn 2027 ist diese Entlohnung mehr als problematisch“, mahnt Adexa-Vorstand Andreas May.
Dabei gehen die Leistungen der Apotheken weit über die reine Abgabe von Arzneimitteln hinaus. Die Teams beraten, begleiten Therapien im Rahmen des Medikationsmanagements, erbringen pharmazeutische Dienstleistungen und übernehmen die oft aufwendige Abwicklung der Abrechnung mit den Krankenkassen. Die Anforderungen an Genauigkeit, Fachwissen und Kommunikationsstärke sind hoch – ebenso die Verantwortung, die das Apothekenpersonal täglich trägt, so May.
„Trotz der komplexen und verantwortungsvollen Tätigkeiten spiegeln die Gehälter diese Leistung oft nur unzureichend wider. Zwischen Anspruch und finanzieller Anerkennung klafft eine immer größere Lücke.“
Keine Honorarerhöhung, keine höheren Gehälter
Doch auch wenn Arbeitgebende den Angestellten höhere Löhne zahlen wollen, ist der Spielraum für echte Lohnsteigerungen begrenzt. Denn die wirtschaftliche Lage vieler Apotheken ist seit Jahren angespannt. 25 Prozent der Betriebsstätten sind defizitär. Sinkenden Einnahmen stehen steigende Ausgaben und ein stetig wachsender bürokratischen Aufwand entgegen. „Das gesetzlich festgelegte Fixhonorar wurde über Jahre hinweg nicht an die allgemeine Kostenentwicklung angepasst – trotz deutlich gestiegener Betriebskosten, nicht zuletzt aufgrund der Inflation.“
Mehraufwand infolge von Lieferengpässen bindet zusätzlich Ressourcen. Hinzu komme der wachsende Wettbewerbsdruck durch Versandapotheken, die dank schlanker Strukturen und aggressiver Preisstrategien Vorteile am Markt haben.
Über allem liegt das Problem des zunehmenden Fachkräftemangels. Qualifiziertes Personal ist nicht nur schwer zu finden, sondern auch schwer zu halten. Ohne konkurrenzfähige Gehälter unmöglich. Doch ohne steigende Einnahmen, keine steigenden Gehälter.
Wo bleiben die Reformen?
Die Politik muss liefern, denn Versprechungen zur Verbesserung der Apothekenvergütung gibt es seit Jahren. „In Sonntagsreden wird die Systemrelevanz der Apotheken betont, nicht zuletzt während der Pandemie. Doch tiefgreifende Reformen gab es bislang nicht.“ Zwar werden pharmazeutische Dienstleistungen honoriert – doch diese Einnahmen reichen nicht aus, um strukturelle Probleme zu beheben.
Diese Reformansätze stehen im Raum:
- eine Anhebung des Fixhonorars,
- eine Anpassung des Fixhonorars an die wirtschaftliche Gesamtentwicklung,
- ein Ende des Skonto-Verbotes,
- ein neuer Grundkostenzuschlag,
- ein erweiterter Leistungskatalog,
- regionale Zuschläge für ländliche Apotheken.
„Bislang ist die Umsetzung am politischen Willen gescheitert“, so May.
Ohne wirkliche Reformen drohen jedoch nicht nur Personallücken, sondern auch ein schleichender Abbau wohnortnaher Gesundheitsversorgung. „Politik und Kassen sind jetzt gefordert, nicht nur Lippenbekenntnisse abzugeben, sondern faire und zukunftssichere Rahmenbedingungen zu schaffen.“
Zudem hält die Adexa an der mehrfach geforderten Personalzulage von 80 Cent auf das Apothekenhonorar fest. „Damit wäre auch klar, dass ein konkreter Vergütungsanteil direkt für die Apothekenangestellten bestimmt ist.“
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