Besser herauslassen: Wut macht produktiver
Ob bürokratische Hürden, Überstunden oder Ärger mit Kund:innen/Kolleg:innen: In der Apotheke ist nicht immer alles „eitel Sonnenschein“, sondern manchmal herrscht stattdessen Unmut. Entwickelt sich daraus Wut, ist das nicht automatisch negativ. Im Gegenteil: Wut kann sogar produktiver machen – aber nur unter bestimmten Bedingungen.
Wie eine Untersuchung der Universität Hohenheim in Stuttgart zeigt, kann konstruktiver Ärger die Produktivität fördern. Entscheidend ist jedoch, dass dieser herausgelassen wird, und zwar in der richtigen Dosierung. Der Reihe nach. Ein Forscherteam der Universität hat überprüft, wie sich das Empfinden von Wut und ähnlichen Gefühlen am Arbeitsplatz auswirken kann. Dafür wurden mehrere hundert Angestellte dreimal täglich befragt.
Dabei ging es um ihre alltäglichen Ärger-Erlebnisse, den Umgang damit und die erzielten Arbeitsergebnisse. So entstanden insgesamt mehr als 1.600 Momentaufnahmen. Diese zeigen eindeutig: „Ärger an sich ist kein Produktivitätskiller“. Im Gegenteil: Wut kann produktiver machen und dazu beitragen, berufliche Ziele zu erreichen. Das gilt jedoch nur, wenn diese möglichst konstruktiv bewältigt wird. Hinzukommt, dass eine hohe soziale Bindung zum Arbeitsumfeld – Kolleg:innen, Arbeitsplatz insgesamt und Co. – bestehen muss.
Wut herauslassen statt über Ärger nachgrübeln
Besonders wichtig ist demnach, die entstandene Wut auch herauszulassen und sprichwörtlich dem Ärger „Luft zu machen“. So sollten Angestellte die Ursachen für ihren Unmut auch offen ansprechen. Denn dadurch können Konflikte gelöst und Ziele effektiver erreicht werden, so die Forschenden weiter. Die Rede ist von „konfrontativer Bewältigung“. Wenig hilfreich ist dagegen das „grübelnde Bewältigen“ – sprich, den Ärger herunterzuschlucken, Situationen ständig innerlich nochmals zu durchdenken, aber keine Lösung zu suchen. Denn dies kann zu Erschöpfung, Konzentrationsproblemen und weniger Produktivität führen.
Und ein weiterer wichtiger Faktor ist der Teamzusammenhalt. Je stärker dieser ist, desto besser. Diejenigen mit einem starken Wir-Gefühl „gehen tendenziell anders mit Wut beziehungsweise deren Bewältigung um. Sie nutzen die Energie dieser Emotion häufiger als Antrieb, um die Teamarbeit zu verbessern und gemeinsame Ziele zu erreichen“, heißt es von den Forschenden.
Daher appellieren sie, Angestellte im Umgang mit Ärger zu schulen, damit Emotionen wie Wut und Co. in Produktivität umgewandelt werden können. „Statt Gefühle zu unterbinden, sollten Führungskräfte genau hinsehen, die Emotionen anderer erkennen, darauf reagieren und auch das Wir-Gefühl stärken. Dann wird Ärger zur Informationsquelle statt zum Risiko“, so das Fazit.
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