Antidiabetika gegen Parodontitis?
Eine angemessene Blutzuckerkontrolle gilt bei Diabetes-Patient:innen als unverzichtbar. Andernfalls drohen schwerwiegende Folgen. Doch dass vor allem die Blutzuckersenkung auch für die Mundgesundheit eine Rolle spielt, zeigt nun eine Studie. Demnach können Antidiabetika bei Parodontitis helfen.
Knapp neun Millionen Menschen leiden hierzulande an Diabetes Typ 2, jedes Jahr kommen hunderttausende Neuerkrankungen hinzu. Neben einer Lebensstiländerung wie einer Ernährungsumstellung, Gewichtsabnahme und mehr Bewegung, kommen bei rund jedem/jeder zweiten Patient:in auch Arzneimittel zur Blutzuckerkontrolle ins Spiel. Wie sich zeigt, können entsprechende Antidiabetika auch gegen Parodontitis helfen. Das ist das Ergebnis einer Studie.
Typ-2-Diabetes kennzeichnet sich durch eine Insulinresistenz. Die Körperzellen reagieren schlechter auf Insulin, wodurch weniger Glukose aus der Nahrung in die Zellen gelangt. Stattdessen bleibt die Glukose vor allem im Blut – der Blutzuckerspiegel steigt. Zur Behandlung kommen unter anderem Blutzuckersenker wie Metformin, SGLT2-Hemmer, GLP-1-Rezeptoragonisten oder Sulfonylharnstoffe ins Spiel.
Parodontitis oder auch Parodontose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung, die durch Bakterien im Zahnbelag (Plaque/Biofilm) ausgelöst wird, die sich bei unzureichender Mundhygiene vermehren. Betroffen ist zunächst das Zahnfleisch, die Erkrankung kann sich jedoch auf den gesamten Zahnhalteapparat ausbreiten, den Kieferknochen und die Haltefasern der Zähne zerstören und so zu Zahnverlust führen.
Blutzuckersenkung: Antidiabetika lindern Parodontitis
In einer Pilotstudie haben Forschende der Universitätsklinik Freiburg untersucht, wie sich die Behandlung von Typ-2-Diabetiker:innen mit Antidiabetika auf eine vorliegende Parodontitis auswirkt. Denn Diabetiker:innen weisen meist ein erhöhtes Risiko für die Erkrankung auf und sind im Vergleich zu ansonsten gesunden Personen bis zu dreimal häufiger betroffen. In Studien konnte zudem ein Zusammenhang zwischen Parodontitis und dem Blutzucker-Langzeitwert HbA1c festgestellt werden, der alle drei Monate ermittelt wird und anzeigt, wie viel Zucker sich an das Hämoglobin – den Blutfarbstoff in den Erythrozyten – angelagert hat. Die Ergebnisse wurden kürzlich beim Diabeteskongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft vorgestellt.
Sie zeigen: Je intensiver und erfolgreicher die Blutzuckersenkung mittels Antidiabetika ausfiel, desto geringer auch der Schweregrad der Parodontitis. Dafür wurde unter anderem die Entwicklung des HbA1c-Wertes beobachtet, der zu Beginn im Schnitt bei 9,3 Prozent lag, sowie der parodontale Status und dessen Fortschreiten. Durch eine Intensivierung der Therapie konnte der Langzeit-Blutzuckerwert innerhalb von drei Monaten auf 8,2 Prozent gesenkt werden und auch die Symptome der Parodontitis fielen deutlich weniger schwer aus.
Unterschiede nach Alter, BMI und Behandlungsdauer konnten dabei nicht festgestellt werden, weshalb die Forschenden den Zusammenhang zwischen Antidiabetika und Parodontitis als eindeutig betrachten.
„Diese Studie liefert Belege dafür, dass eine glykämische Kontrolle parodontale Entzündungen über einen kurzen Zeitraum von drei Monaten unabhängig von einer Parodontaltherapie signifikant verbessern kann“, so das Fazit. Somit würde die Bedeutung der Blutzuckersenkung für die Mundgesundheit bei Typ-2-Diabetiker:innen einmal mehr unterstrichen.
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