Bis Ende 2025 nur noch 16.500 Apotheken
„Mit der aktuellen Wirtschaftskraft kommen wir nicht in die Zukunft“, eröffnete Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie der Abda, beim DAV-Wirtschaftsforum ihren Bericht unter dem Motto „Mit Zuversicht und etwas Zauberkraft in die Zukunft“. Doch schnell ist klar: Die Zahl der Apotheken ist weiterhin im Sinkflug und wird zum Jahresende voraussichtlich auf 16.500 sinken.
Eines der größten Probleme des deutschen Gesundheitswesens sei die immer älter werdende Gesellschaft – vor und hinter dem HV. Immer mehr Chroniker stünden immer weniger Beitragszahler:innen gegenüber. Doch wie sieht es in den Apotheken aus?
Die Zahl der Apotheken ist zum Ende des Jahres 2024 auf 17.041 Betriebsstätten gesunken – ein Minus von 530. „Sie sind das Futter für die, die übrig sind.“ Der „Kannibalismus“ setzt sich fort. Im ersten Quartal hätten 133 Apotheken geschlossen – gerade einmal sechs weniger im Vergleich zum Vorjahr. Der Trend ist weiter eindeutig rückläufig. „Wir werden im Gesamtjahr bei 16.500 Apotheken landen“, so Korf. Unter den Schließungen seien versorgungsrelevante Apotheken, und zwar nicht nur auf dem Land.
Was vor zehn Jahren noch die Ausnahme gewesen sei, sei heute Alltag: Immer mehr Apotheken existierten im Filialverbund. Mittlerweile seien es mehr als die Hälfte. Die Apothekendichte liege mit 20 pro 100.000 Einwohnern weit unter dem EU-Durchschnitt von 31. Und das trotz demographischer Entwicklung und fortschreitender Ambulantisierung. Die Zahl der Apotheken liege auf einem Niveau von vor 1980.
Bei diesem Rückgang der Betriebsstätten könne nicht davon ausgegangen werden, dass die Versorgung im gewohnten Maß gesichert werden könne, warnte Korf.
Absatz stagniert
Der Absatz in den Apotheken stagniert und ist mit 1389 Millionen Packungen fast konstant – 42 Prozent entfallen auf rezeptfreie Arzneimittel und 58 Prozent auf rezeptpflichtige Arzneimittel. Nur die Zahl der Rx-Packungen nimmt zu. Der Umsatz liegt in den Apotheken bei 70,4 Milliarden Euro – 85 Prozent des Gesamtumsatzes werden mit Rx-Arzneimitteln gemacht, so Korf. Damit seien Apotheken komplett abhängig von den Kassen.
Bei OTC sieht es dagegen anders aus: Zwar steige der Umsatz hier mit einem Plus von 2,4 Prozent leicht an, das liege aber komplett an den Preissteigerungen. Der Absatz geht dagegen um 2,6 Prozent zurück – trotz einer starken Erkältungswelle.
Versandhandel
Im ersten Quartal habe der Versand im OTC-Bereich rund 11 Prozent zugelegt – ein Plus von 52 Millionen Euro. Dafür sei nicht nur das veränderte Konsumverhalten, sondern auch das E-Rezept verantwortlich, das zusätzliche Bestellungen umleite. Korf spricht von einer strukturellen Marktverschiebung. Man sei mittlerweile daran gewöhnt, alles im Internet bestellen zu können.
Auch wenn man die Zahlen der GKV-Arzneimittelausgaben betrachtet, lässt sich ein wachsender Anteil des Versandhandels erkennen: Bis 2023 sei der Marktanteil immer nur leicht angestiegen, von 2023 auf 2024 – mit Einführung des E-Rezeptes – um fast 60 Prozent. Zwar lag der Marktanteil 2024 bei 1,35 Prozent, aber „so hat es bei OTC auch angefangen“, so Korf.
Gewinner sei hier vor allem Shop Apotheke – wegen des enormen Marketingbudgets.
Finanzentwicklung
1,8 Prozent der Gesamtausgaben der GKV-Ausgaben wurden im vergangenen Jahr für das Apothekenhonorar in Höhe von 5,84 Milliarden Euro aufgebracht. Zum Vergleich: 2023 waren es 1,9 Prozent. Auf Arzneimittel entfielen 12,9 Prozent der Gesamtausgaben. Das sind 42,03 Milliarden Euro und mehr als 2023 mit 12,2 Prozent.
Für das Apothekenhonorar wurde im vergangenen Jahr so viel ausgegeben, wie für Früherkennung, Vorsorge und Rehabilitation zusammen, oder so viel wie für alle Schutzimpfungen und Zahnersatz. Dabei gibt Korf zu bedenken, dass Apotheken durch Rabattverträge 6,2 Milliarden Euro sparen, also mehr, als die Kassen für das Apothekenhonorar überhaupt ausgeben.
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