Suizidale Gedanken unter Finasterid
Suizidale Gedanken gelten für Finasterid-haltige orale Darreichungsformen als bestätigte Nebenwirkung. Zu dem Ergebnis kam der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA). Wie häufig die unerwünschte Wirkung auftreten kann, konnte allerdings anhand der verfügbaren Daten nicht abgeschätzt werden. Unter Dutasterid besteht das Risiko nicht.
Finasterid 1 mg ist zur Behandlung androgenetischer Alopezie bei Männern im Alter von 18 bis 41 Jahren zugelassen. In der Stärke 5 mg wird der Wirkstoff – wie auch Dutasterid 0,5 mg – zur Behandlung der Symptome einer gutartigen Prostatavergrößerung (BPH) angewendet. Die Wirkung ist auf die Hemmung der 5-Alpha-Reduktase (5-AR) zurückzuführen. Damit wird die Umwandlung von Testosteron in 5-Alpha-Dihydrotestosteron (DHT), das an Haarausfall und Prostatavergrößerung beteiligt ist, verhindert. Weil der 5-DHT-Spiegel sinkt, werden der Haarausfall verlangsamt, das Haarwachstum angeregt und die Prostatagröße verringert.
Doch keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Unter Finasterid zu 1 und 5 mg in oralen Darreichungsformen besteht das Risiko für suizidale Gedanken. Eine entsprechende Warnung zum Auftreten von Stimmungsschwankungen, einschließlich Depressionen, gedrückter Stimmung und suizidaler Gedanken, ist bereits in der Produktinformationen enthalten. Ebenso der Hinweis, die Behandlung abzubrechen und eine/n Ärzt:in aufzusuchen, wenn entsprechende Symptome auftreten. Außerdem ist für Finasterid-Tabletten zu 1 mg vermerkt, dass die bekannten Nebenwirkungen verminderte Libido oder erektile Dysfunktion zu Stimmungsschwankungen beitragen können.
Zwar bestätigte der PRAC, dass suizidale Gedanken als Nebenwirkung Finasterid-haltiger Arzneimittel aufgenommen werden sollen, kam aber zu dem Schluss, dass der Nutzen weiterhin bei allen zugelassenen Anwendungsgebieten die Risiken überwiegt.
Bei der Überprüfung des PRAC wurden 325 relevante Fälle suizidaler Gedanken identifiziert – 313 unter Finasterid und 13 unter Dutasterid – der Großteil bei Alopeziepatienten. Alle Fälle wurden entweder als wahrscheinlich oder als möglich im Zusammenhang mit der Behandlung stehend eingestuft.
Ein Zusammenhang zwischen Selbstmordgedanken und Finasterid als Spray zur Anwendung auf der Haut oder der Einnahme Dutasterid-haltiger Arzneimittel konnte der PRAC nicht feststellen. Weil aber Dutasterid und Finasterid den gleichen Wirkmechanismus besitzen, enthalten auch die Produktinformationen zu Dutasterid vorsichtshalber Informationen über das mögliche Risiko von Stimmungsschwankungen, einschließlich suizidaler Gedanken.
Bei einer akuten psychischen Krise oder Suizidgedanken ist die Telefonseelsorge rund um die Uhr und kostenfrei unter den Rufnummern 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 sowie 116 123 zu erreichen.
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