Wechseljahre: Besser keine NEM mit Soja-Isoflavonen?
Etwa jede dritte Frau durchlebt die Wechseljahre mit starken Beschwerden wie Hitzewallungen und Co. Neben einer Hormonersatztherapie kommen zur Linderung auch pflanzliche Präparate ins Spiel, unter anderem als Nahrungsergänzungsmittel (NEM). Von Soja-Isoflavonen sollten Frauen in den Wechseljahren dabei jedoch besser absehen, warnt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen aktuell.
Zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr erstreckt sich das Klimakterium. Währenddessen gerät der Hormonhaushalt von Frauen aus dem Gleichgewicht, denn die Hormonproduktion wird umgestellt. Genau werden immer weniger Progesteron und Östrogen gebildet. Begleitet werden die Wechseljahre oftmals von unerwünschten Symptomen wie Hitzewallungen, depressiven Verstimmungen, Gereiztheit, Schlafstörungen, Haarausfall oder trockenen Schleimhäuten.
Um dem Ungleichgewicht an Hormonen entgegenzuwirken und die Beschwerden zu lindern, kommt mitunter eine Hormonersatztherapie ins Spiel. Doch weil dabei schwerwiegende Nebenwirkungen drohen, ist diese umstritten. Eine Alternative sollen NEM mit Isoflavonen darstellen. Doch dabei ist Vorsicht geboten – vor allem, wenn diese aus Soja gewonnen werden, so die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Isoflavone: Wirkung bei Wechseljahren nicht belegt
Isoflavone gehören zu den Phytoöstrogenen, die in ihrer chemischen Struktur dem menschlichen Östrogen ähneln und im Verdacht stehen, den Hormonstatus zu beeinflussen. Denn sie binden ebenfalls an Östrogenrezeptoren und können sowohl östrogenartige als auch antiöstrogene Wirkungen entfalten. Die Pflanzenstoffe werden unter anderem aus Rotklee, Kudzu-Wurzel oder Soja gewonnen.
„Isoflavon-haltige Nahrungsergänzungsmittel sollen bei Wechseljahresbeschwerden helfen und vor Osteoporose schützen – die Aussagen sind allerdings nicht ausreichend gesichert“, informieren die Verbraucherschützer:innen aktuell. Mehr noch: Auch die Sicherheit entsprechender Präparate ist laut den Expert:innen nicht vollständig geklärt. Zwar würden derartige NEM als wirkungsvolle und nebenwirkungsfreie Naturprodukte angepriesen, anders als vielfach beworben seien sie jedoch nicht „hormonfrei“.
Soja-Isoflavone: Besser Soja-Lebensmittel als NEM
Vor allem bei Soja-Isoflavonen ist demnach Vorsicht geboten. Während laut der Europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde bei einer Anwendung nach den Wechseljahren eine Tageshöchstdosis von 100 mg für höchstens zehn Monate eingehalten werden sollte, gibt es für die Einnahme in den Wechseljahren bisher überhaupt keine Daten zur Sicherheit, so die Verbraucherschützer:innen. „Soja-Isoflavone dürfen deswegen nicht als Hilfe bei Wechseljahresbeschwerden beworben werden, trotzdem gibt es etliche Produkte auf dem Markt, die genau das suggerieren.“ Die Expert:innen raten von einer Einnahme ab – auch weil weiter unklar ist, ob sich das Brustkrebsrisiko dadurch erhöhen kann. Zudem sollten Frauen, die an östrogenabhängigem Brust- oder Gebärmutterkrebs erkrankt sind oder waren und in deren Familienhistorie diese Erkrankungen vorkommen, von Isoflavonen in den Wechseljahren absehen.
Anstelle von NEM mit Soja-Isoflavonen kann die regelmäßige Zufuhr von Soja durch die Nahrung einen deutlich positiveren Effekt haben, wie die VZ unter Einbezug von Studienergebnissen informiert.
Übrigens: Auch von anderen Phytos wie Mönchspfeffer und Cimicifuga, dem Wurzelstock der Traubensilberkerze, wird mit Blick auf mögliche unerwünschte Folgen abgeraten.
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