Diabetes: Berberin zur Blutzuckersenkung?
Vor einigen Monaten sorgte Berberin als „Abnehmwunder“ bei TikTok-Trend für Wirbel. Denn das Alkaloid wurde als natürliches Ozempic gefeiert. Nun bringen Forschende eine mögliche neue Behandlungsoption ins Spiel: Berberin bei Diabetes.
Berberin gehört zur Gruppe der Isochinolinalkaloide und ist unter anderem in Frucht, Wurzel und Rinde der Berberitze enthalten. Anwendung findet das Alkaloid in der traditionellen chinesischen Medizin sowie in der ayurvedischen Medizin– beispielsweise bei entzündlichen Erkrankungen, Verdauungsstörungen, Leber-, Milz- und Gallenblasenbeschwerden und bei Infektionen. Berberin werden unter anderem antimikrobielle, antiinflammatorische und antirheumatische Wirkungen sowie antihypertensive Aktivitäten zugesprochen.
Hinzukommt, dass das Alkaloid einen Einfluss auf den Stoffwechsel, besonders den Cholesterinspiegel und den Blutzuckerspiegel haben soll. Deshalb könnte Berberin eine neue Behandlungsoption bei Diabetes darstellen. Wie gut sich die Substanz, genau ein Derivat aus Berberin und Ursodesoxycholsäure, bei Typ-2-Diabetiker:innen eignet, haben Forschende untersucht.
Berberin bei Diabetes?
Wissenschaftler:innen am Peking University People’s Hospital haben in einer Phase-II-Studie überprüft, wie sich bei Patient:innen mit Diabetes Typ 2 eine Behandlung mit Berberin-Ursodesoxycholat – auch HTD1801 genannt – auswirkt. Dabei handelt es sich um ein ionisches Salz aus Ursodesoxycholsäure, Berberin und einem oralen entzündungshemmenden Stoffwechselmodulator für Darm und Leber. Nach der Verabreichung zerfällt HTD1801 in Berberin und Ursodesoxycholsäure.
Ursodesoxycholsäure gehört zu den Gallensäuren, die den Gallenfluss fördern und die toxische Wirkung hydrophober Gallensäuren in der Leber verringert. Außerdem sollen die Insulinresistenz verbessert und die Insulinsekretion gefördert werden. Ursodesoxycholsäure werden zudem entzündungshemmende sowie antioxidative Eigenschaften zugesprochen.
Die Teilnehmenden, bei denen eine Ernährungsumstellung und Bewegung nicht ausreichten, um die vorliegende Diabetes-Erkrankung zu kontrollieren, erhielten entweder einmal täglich 500 mg, zweimal täglich 1.000 mg HTD1801 oder ein Placebo oral verabreicht. Überprüft wurde dabei, wie sich die jeweilige Behandlung auf den Langzeitzuckerwert (Hämoglobin-A1c-Wert, kurz HbA1c) auswirkte.
Das Ergebnis
Über einen Zeitraum von zwölf Wochen konnte das Berberin-Derivat bei Diabetes den HbA1c-Wert um bis zu knapp 1 Prozent senken. „Darüber hinaus war die Behandlung sicher und führte zu deutlichen Verbesserungen der glykämischen, hepatischen und kardiometabolischen Parameter“, heißt es von den Forschenden.
Die Wirkung führen sie dabei auf verschiedene Mechanismen zurück, darunter die Stimulierung des Insulinrezeptors, die Induktion des Low-Density-Lipoprotein-Rezeptors und eine Aktivierung der AMP-abhängigen Kinase, wodurch es zu einer verbesserten Insulinempfindlichkeit kommt.
Die Wirkstoffkombi mit Berberin könnte daher eine Behandlungsoption für Menschen mit Diabetes Typ 2 und den mit der Krankheit verbundenen Begleiterscheinungen darstellen, so das Fazit.
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