96 Prozent: Rezeptur in PTA-Hand
Die Rezepturherstellung ist Königsdisziplin in den Apotheken, laut Abda-Zahlen wurden 2023 rund 11 Millionen individuelle Zubereitungen angefertigt, darunter 4,8 Millionen Standardrezepturen. Doch der Aufwand ist groß und die Herstellung oft unwirtschaftlich. Zudem besteht ein Retaxrisiko. Trotzdem spielt die Rezepturherstellung in den allermeisten Apotheken eine Rolle – immerhin gibt es einen Kontrahierungszwang. Eine aktuelle aposcope-Befragung zeigt, dass die Rezeptur fest in PTA-Hand ist.
Bei einer aposcope-Befragung unter Apotheker:innen und PTA gaben 98 Prozent an, dass aktuell Rezepturen in der Apotheke hergestellt werden. 87 Prozent der Befragten erklärten, dass in ihrer Apotheke regelmäßig individuelle Zubereitungen angefertigt werden.
Auch in Filialverbünden werden Rezepturen zum Großteil selbst angefertigt (64 Prozent) – 19 Prozent der Befragten geben an, dass die Hauptapotheke die Rezepturherstellung übernimmt, bei 14 Prozent stellen eine oder mehrere Filialen für die Hauptapotheke her.
Die Rezepturherstellung übernehmen in der Regel PTA (96 Prozent). Hergestellt werden zum Großteil halbfeste Zubereitungen, Lösungen, Suspensionen, Kapseln, Tee, Zäpfchen, Pulver sowie Augentropfen und -salben. Aber auch Cannabis-Zubereitungen (68 Prozent) und Zubereitungen zur Substitutionstherapie (28 Prozent) kommen häufig vor. Die Anfertigung einer Salbe oder Lösung dauert im Median eine Stunde und die von Kapseln zwei Stunden.
Rezeptur wird unwichtiger
Dass die Rezepturherstellung für die Apotheke, in der die Befragten arbeiten, „wichtig“ ist, sagen 30 Prozent, „eher wichtig“ sagen 41 Prozent. Auf der anderen Seite finden 9 Prozent das Thema „nicht wichtig“ und 20 Prozent „eher nicht wichtig“. Dass die Rezepturherstellung in den nächsten fünf Jahren an Bedeutung gewinnen wird, glauben aber nur 23 Prozent der Befragten.
Mehr Papier- als E-Rezepte
Pro Woche werden im Median laut den Befragten zehn Rezepturen in der Apotheke angefordert. 60 Prozent der Verordnungen entfallen auf papiergebundene Verordnungen und 40 Prozent sind E-Rezepte. Doch bei letzteren läuft längst nicht alles rund: Nur drei von zehn Befragten finden die digitalen Verordnungen für Rezepturen übersichtlich.
Zudem bemerken zwei von zehn Befragten einen Rückgang an Rezepturverordnungen seit der Kündigung der Hilfstaxe zum 1. Januar 2024, bei 60 Prozent der Befragten ist die Anzahl seitdem unverändert. Doch nicht nur die Zahl der Verordnungen, auch die Zahl der tatsächlich hergestellten Rezepturen ist bei 19 Prozent der Umfrageteilnehmenden rückläufig.
Hilfstaxe oder nicht?
In puncto Taxation sind sich die Kolleg:innen nicht einig. Zwar lautet die Empfehlung seit Januar 2024, nach den Vorgaben der Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) abzurechnen und nicht mehr anteilig, dennoch tun dies noch immer 39 Prozent der Befragten. 46 Prozent rechnen auf Basis der gesamten Packung ab – 15 Prozent haben keine Angabe gemacht.
Weil die Kassen die Auffassung teilen, dass auch nach Kündigung der Hilfstaxe weiterhin anteilig abgerechnet werden muss, kassieren die Apotheken bereits Retaxationen. Sechs von zehn Kolleg:innen haben bereits eine Reklamation seitens der Kassen erhalten – jede/r zweite sogar mehrmals. 63 Prozent erhielten eine anteilige Kürzung, 10 Prozent eine Vollabsetzung und 22 Prozent haben sowohl Teil- als auch Vollabsetzungen erhalten.
Achtung, Retax!
Aber nicht nur die Preisberechnung führt zu Retaxationen. Die Kassen kürzen auch aus anderen Gründen:
- fehlerhafter oder fehlender Hashcode (45 Prozent)
- Formfehler im Rezept (24 Prozent)
- widersprüchliche Angaben zwischen Freitextfeld und Rezeptkopf (16 Prozent)
- Dosierung fehlt (13 Prozent)
- Rezeptur laut Kasse nicht erstattungsfähig (12 Prozent).
Arztrücksprache nötig
Dabei sind die Apotheken aufmerksam und stellen nicht alle vorgelegten Rezepturen her. Bei 18 Prozent der Verordnungen ist Rücksprache mit der verordnenden Praxis nötig. Das sind die häufigsten Gründe:
- fehlende Dosierungsangabe
- Rezeptur nicht plausibel/Inkompatibilitäten
- unklare Angaben im Freitext der E-Rezepte
- Formfehler
- Wirkstoff obsolet oder bedenklich
Ist Rücksprache nötig, ist der zeitliche Aufwand in der Apotheke hoch, sagen 76 Prozent der Befragten.
Zur Methodik: An der Online-Befragung nahmen vom 28. bis 29. Mai insgesamt 301 Apotheker:innen und PTA zu den Themen Rezeptur und Rezeptfälschungen teil.
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